Am Sonntagmorgen lief es nicht ganz so gut für den Iveco-Piloten, er wurde nach der zweiten Superpole mit der sechstschnellsten Zeit gelistet. Im Championshiprennen 3 gelang es Kursim, sich um einen Platz zu verbessern und als Fünfter ins Ziel zu kommen. Schließlich erwischte er zum Abschluss des Wochenendes noch einmal einen richtig guten Lauf und verteidigte seinen zweiten Platz – hinter Antonio Albacete – eisern gegen den immer wieder attackierenden René Reinert. Der kam zwar einmal an Kursim vorbei, doch wenig später hatte der die alte Reihenfolge wieder hergestellt.
„In Zolder lief es eigentlich schon immer recht gut,“ zog André Kursim nach der Siegerehrung Bilanz. „Der Kurs ist zwar eng und anspruchsvoll, liegt mir aber trotzdem. Nachdem wir diesmal zum Glück kein Pech hatten, immer gut durchgekommen sind und auch von technischen Problemen verschont geblieben sind, blieben die Top Five das ganze Wochenende über im Blick. Dadurch sind auch wieder einige wertvolle Punkte dazugekommen.“ Vor dem vorletzten Rennwochenende der Saison zeigt sich Kursim daher vorsichtig optimistisch: „Im letzten Jahr lief es mit zwei Podiumsplätzen ganz gut in Le Mans. Wir hoffen natürlich, dass wir da wieder anknüpfen können.“
„Schnell waren wir ja…“ stellte Kursim nach dem Wochenende auf der tschechischen Rennstrecke fest, den Rest des Satzes ließ er offen.
Zunächst schien der Iveco-Pilot auf die Plätze 5 und 6 abonniert zu sein. Im ersten freien Training wurde er ebenso wie im Warm up am Samstagmorgen mit der jeweils sechstschnellsten Zeit gestoppt, im zweiten freien Training gelang ihm die fünftschnellste Runde. Noch besser lief es im ersten Qualifying und der anschließenden Superpole, die André mit der viertschnellsten Rundenzeit und damit einem Startplatz in der zweiten Reihe beendete.
Beim Start zum ersten Championshiprennen nach der Sommerpause lag er dann kurzfristig sogar an dritte Position, ehe zwei „heftige Kollisionen in der Schikane“ mit einem Umweg durch das Kiesbett endeten, nach dem sich der gelbe Truck erst an zehnter Position wieder ins Feld einsortieren konnte. André Kursim gelang es zwar, schnell wieder Anschluss an das Mittelfeld zu finden, ehe er von René Reinert erneut ins Abseits gedrängt wurde und zum zweiten Mal in diesem Lauf auf dem zehnten Rang lag. Bis zum Ende des Championshiprennens arbeitete sich Kursim dann schließlich auf Platz sieben vor.
Eigentlich keine schlechte Ausgangsposition für das zweite Samstagsrennen, bei dem ihm damit dank der gedrehten Startreihenfolge ein Platz in der ersten Reihe reserviert war. Allerdings kamen einige andere Fahrer vor Kursim in die erste Kurve, der den Start verpatzt hatte. Den Fehler nahm er auf seine Kappe: „In der Hektik einmal den falschen Gang erwischt, das war es dann. Und wenn man erst einmal in dem Pulk feststeckt, ist es angesichts der Leistungsdichte schwer, sich zu verbessern.“ Mehr als Platz sieben war nach dem Fauxpas nicht zu holen.
Am Sonntag wurde es im Qualifying einmal mehr Platz 6, was sich aber später als nahezu bedeutungslos herausstellen sollte. Denn ein Rennergebnis gab es an diesem Tag nicht mehr. Schuld daran war das Wetter, das die Rennstrecke „pünktlich“ kurz nach dem Start zum Championshiprace 3 unter Wasser setzte. Nach einem heftigen Wolkenbruch brach die Rennleitung den Lauf in der dritten Runde ab. Die Renntrucks kamen zunächst in die Pitlane zurück, nach längerer Wartezeit und mehrfacher Streckeninspektion wurde entschieden, zunächst die Audi R8-Serie fahren zu lassen und dann den zweiten Teil des abgebrochenen Rennens nachzuholen. Aber es war wie verhext – nach jedem Startversuch goss es erneut wie aus Eimern. Nach mehreren vergeblichen Anläufen wurden die beiden Sonntagsrennen schließlich ersatzlos gestrichen. Von dem rudimentären Auftakt gibt es zwar ein Ergebnis – mit André Kursim als Sechstplatziertem – doch Punkte wurden den Zwei-Runden-Lauf nicht verteilt.
Der Pilot des Don’t-Touch-Racingteams kann die Entscheidung der Stewards nachvollziehen: „Wer will schon dafür grade stehen, wenn unter diesen Umständen doch etwas passiert. In einigen Passagen konntest du weder lenken noch bremsen, da war die Rennstrecke komplett unter Wasser.“ Mag sein, dass bei der Entscheidung auch der tragische Unfall in Belgien eine Rolle gespielt hat, bei dem am Samstag ein Formel 2-Fahrer ums Leben kam und vor diesem Hintergrund das Thema Sicherheit von den Offiziellen extrem sensibel gehandhabt wurde. Aber so oder so wurde die Entscheidung von allen Fahrern und ihren Teams mitgetragen.
Nach dem freien Trainingseinheiten gingen die Starter am Freitagnachmittag noch einmal auf die Piste, da stand das erste Qualifying im Zeitplan. „Auf meiner schnellsten Runde hatte ich in der ersten Kurve einen kleinen Fehler, das könnte einen Platz gekostet haben,“ gab sich der Pilot von Don‘t Touch Racing selbstkritisch. So wurde es mit der sechstschnellsten Zeit in der Superpole ein Platz im vorderen Mittelfeld. „Am Samstag hatten wir dann nach dem Start zum Championshiprace 1 einfach Pech,“ berichtet Kursim. Im Startgetümmel geriet er mit Steffi Halm aneinander, die Folge war ein Plattfuß am rechten Vorderreifen – und damit das frühe Aus. Die Kontrahentin erging es nicht besser, sie musste nach einem weiteren Unfall mit zerstörtem linken Vorderreifen zurück in die Box. Der große Nachteil an der Geschichte: Für das Rennen 2 bedeutete das Ausscheiden einen Startplatz ganz am Ende des Feldes, das beim Truck Grand Prix mit 25 Startern rappelvoll war. Die Punkteränge sind unter diesen Voraussetzungen erst einmal in weiter Ferne, doch André Kursim schaffte das Kunststück, sich vom Startplatz 25 aus bis auf den 9. Rang durchzukämpfen.
Am Sonntagmorgen wurde es vor dem zweiten Qualifying erneut hektisch im Team: Der Truck hatte plötzlich keine Leistung mehr, die Mechaniker versuchten in aller Eile, den Defekt zu lokalisieren und notdürftig zu beheben. „Ich musste nochmal zurück in die Box und kam dadurch viel zu spät auf die Strecke, danach war nicht mehr drin als die achtschnellste Zeit.“ Das Ergebnis egalisierte Kursim dann im Rennen 3, was wiederum die Pole Position für das abschließende Championshiprace am späten Sonntagnachmittag bedeutete. Meistens geht es speziell am Ende des Truck Grand Prix noch einmal richtig zur Sache – auch in diesem Jahr schenkten sich die Akteure nichts und bekamen den spannenden Lauf mit vielen schönen Positionskämpfen, aber glücklicherweise ohne Rennabbruch oder größere Schäden über die Bühne. „Den Ungarn konnte ich nicht halten,“ gab Andre nach den finalen 13 Umläufen zu Protokoll. „Norbi hatte einen wirklich guten Tag und war verdammt schnell. Auch Antonio Albacete liegt der Nürburgring, er kam gegen Ende des Rennens noch einmal stark auf. Aber gegen ihn konnte ich den zweiten Platz bis ins Ziel verteidigen.“
Jetzt gehen die Fahrer und ihre Teams erst einmal in die Sommerpause, am letzten Augustwochenende startet die zweite Hälfte der Truckrace-Europameisterschaft 2019 mit dem Lauf auf dem Motodrom in Most.
Teamchef Sven Walter blickt nach dem Truck Grand Prix mit gemischten Gefühlen zurück auf die erste Saisonhälfte: „Wir hatten an den vier Wochenenden viel Pech, vor allem in Misano und auf dem Slovakiaring. Das hat uns natürlich zurückgeworfen. Andererseits hat André mit dem Sieg in Ungarn und dem zweiten Platz auf dem Nürburgring bewiesen, dass Fahrer und Team auf einem guten Weg sind und wir mit etwas Glück auch in den ausstehenden Rennen vorne mitmischen können.“
Der Sonntag schien sich dann etwas besser anzulassen, mit dem sechsten Platz im Qualifying knapp hinter Steffi Halm und vor Sascha Lenz sowie Albacete zeigte sich André Kursim zufrieden. Aufgrund des Einspruchs eines Wettbewerbers gegen einen Entscheid der Rennkommissare wurden diesmal beide Durchgänge – als das Qualifying und die Superpole – für die Ermittlung der Startreihenfolge herangezogen, André rutschte dadurch um einen Platz ab. Eigentlich, sagte er nach dem Durchgang, „liegt mir der Kurs, der ist allerdings sehr anspruchsvoll und schwierig zu fahren. Die Streckenführung verzeiht keinen Fehler, auch der kleinste Fauxpas führt hier schnell dazu, dass man mit den Zeiten in einen Bereich abrutscht, in dem man eigentlich nicht sein möchte.“ Im Championshiprennen 3 egalisierte er dann dieses Ergebnis – die fünf vor ihm liegenden Fahrer hatten die Plätze getauscht, von den nach ihm gestarteten Konkurrenten kam keiner am Truck des SWL-Teams vorbei, obwohl wie schon am Vortag Antonio Albacete mehrmals „anklopfte“ und ein hartnäckiger Verfolger war.
Der sechste Platz wäre eigentlich eine gute Ausgansposition für den abschließenden Lauf gewesen, doch einmal mehr fehlte das nötige Glück: Kurz nach dem Umspringen der Ampel auf Grün positionierte sich der 27-Jährige mit einem beherzten Start auf dem dritten Platz. Diesmal war es Norbert Kiss, der mit einem harten Manöver die Seitenverkleidung so beschädigte, dass eine Halterung den Hinterreifen auf zwanzig Zentimeter Länge aufriss – Weiterfahren hatte unter diesen Umständen keinen Sinn. Mit plattem Hinterreifen gab Kursim das Rennen auf und fuhr zurück ins Paddock.
Der nächste Lauf ist das Heimrennen der deutschen Fahrer – für den Auftritt beim Truck Grand Prix wünscht sich das Team um Sven Walter mit seinem Fahrer mehr Glück: „Vielleicht schaffen wir es ja mit Unterstützung der Fans auf dem Nürburgring wieder aufs Podium,“ hofft André Kursim.
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